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Im fünften und sechsten Kapitel erfolgt die Ergebnisdarstellung in der Reihenfolge der durchgeführten Fragerunden. Die Forschungsergebnisse werden auf Grundlage einer statistischen Analyse in Kapitel 5.1 und einer qualitativen Inhaltsanalyse in Kapitel 5.2 erzielt. Das Zuordnen der Ergebnisse zur jeweiligen Hypothese wird zwecks einer besseren Übersichtlichkeit in der zweiten Fragerunde stattfinden.
5.1 Ergebnisse der quantitativen Daten
In diesem Abschnitt werden die quantitativen Ergebnisse der Experten präsentiert. Das Vorgehen in diesem Abschnitt entspricht dem Aufbau des Fragebogens. Im ersten Absatz werden die Einstiegsfragen und im zweiten Absatz wird das Experten-Panel vorgestellt. Im ersten Abschnitt werden die geschlossenen Fragen des Bereichs der Anwendung thematisiert. Anschließend wird im zweiten Abschnitt der Tätigkeitsbereich genauer beleuchtet. Abschließend wird die Prognose ausgewertet.
Für die erste Befragungsrunde konnten zwölf Teilnehmer rekrutiert werden. Von den zwölf Zusagen haben insgesamt neun Personen den Fragebogen ausgefüllt zurückgeschickt. Das ergibt einen Ausfall von 25 % für die erste Fragerunde. Bei der Beantwortung der Einstiegsfrage [A1] wiesen die Experten einen Mittelwert des Kenntnisstands von 3,67 auf. Nach der Anmerkung zur Selbsteinschätzung ist den Experten KI bekannt und sie haben mittlere bis hohe Kenntnisse in dieser Thematik. Die Experten füllten auf der fünfstufigen Likert-Skala als kleinsten Wert die Antwortoption 3 und als maximalen Wert die 5 aus. Die Antwortoption 5 war einmal vertreten, die Optionen 4 und 3 waren jeweils viermal vertreten (siehe Tabelle 5). Die Person mit der Antwortmöglichkeit 5 verfügte laut der Anmerkung über zehn Jahre Berufserfahrung im Bereich Interface und/oder sie hat bereits vertiefende Erfahrungen mit KI gemacht.Tabelle 5: [A1] Kenntnisstand der ExpertenAttribut Kenntnisse N 9 Mittelwert 3,67 Häufigkeiten 1 (Keine Kenntnisse) - 2 (Eher wenige Kenntnisse) - 3 (Mittlere Kenntnisse) 4 (44,4 %) 4 (Eher hohe Kenntnisse) 4 (44,4 %) 5 (Hohe Kenntnisse) 1 (11,1 %) Quelle: Eigene Darstellung
Als Erstes soll auf die aktuelle Relevanz der KI für den UI-Designer eingegangen werden. Sechs von neun Experten (66,7 %) waren sich einig, dass die KI für den UI-Designer aktuell wenig Relevanz hat. Hinsichtlich der zukünftigen Relevanz bis 2030 haben fünf Experten angegeben, dass die KI eher relevant für den UI-Designer sein wird (siehe Abbildung 7). Drei Experten gingen einen Schritt weiter und waren der Meinung, dass KI eine hohe Relevanz aufzeigen wird.
Abbildung 7: [A2] Aktuelle und zukünftige Relevanz der KIIm Experten-Panel wurden die Experten nach persönlichen Angaben zur Art der Berufstätigkeit [E1] und nach der Größe ihres Unternehmens [E2] befragt.
Quelle: Eigene Darstellung
Unter den neun Experten, die das Experten-Panel [E1 und E2] beantwortet haben, waren- zwei Freiberufler,
- zwei UI-Designer in einer Firma mit 11–50 Mitarbeitern,
- ein UI-Designer in einer Firma mit 51–200 Mitarbeitern,
- eine Person aus einer Agentur mit 11–50 Mitarbeitern,
- eine Person aus einer Agentur mit 51–200 Mitarbeitern,
- zwei Wissenschaftler aus der Lehre mit jeweils 201 oder mehr Mitarbeitern.
Tabelle 6: [E1 & E2] Größe des Unternehmens der ExpertenPerson Häufigkeit Gruppe Gültige Prozente N 9 100 % Nur ich 2 Freiberufler 22,22 % 1–10 Mitarbeiter - - - 11–50 Mitarbeiter 2 / 1 Firma/Agentur 33,33 % 51–200 Mitarbeiter 1 / 1 Firma/Agentur 22,22 % 201 oder mehr Mitarbeiter 2 Lehre 22,22 % Quelle: Eigene Darstellung5.1.1 Ergebnisse des Bereichs der Anwendung
Im Abschnitt der Anwendung [B1] wurden die Experten generell nach einer Zusammenarbeit mit einer KI befragt. Die Experten sollten zu fünf verschiedenen Kooperationsformen Stellung nehmen. Sie konnten aus einer fünfstufigen Skala auswählen: sehr unwahrscheinlich (1), eher unwahrscheinlich (2), genauso unwahrscheinlich wie wahrscheinlich (3), eher wahrscheinlich (4) und sehr wahrscheinlich (5). In diesem Bereich werden der Mittelwert sowie der Modus der Antwortoptionen berechnet, um einen Überblick über die Einschätzung der Situation der Experten zu erhalten.
Als Erstes wurden die Experten gefragt, ob sie einer eigenständig arbeitenden KI Aufgaben übertragen würden. Mit einem Modalwert von 4,0 hielten sechs von neun Experten die Form der Kooperation für eher wahrscheinlich. Die restlichen drei Experten entschieden sich für die Optionen 2, 3 und 5.
Anschließend wurden die Experten gefragt, ob sie die KI in ihren Aufgaben überwachen würden. Es herrscht Uneinigkeit mit einem Mittelwert von 3,33 unter den Experten bei der Beantwortung der Frage.
Weiterhin wurden die Experten gefragt, ob sie koexistent mit einer KI arbeiten wollen. Jeweils drei Personen entschieden sich für die Antwortoptionen eher unwahrscheinlich (2) bis eher wahrscheinlich (4).
Die Experten wurden gefragt, ob sie sich von der KI unterstützen lassen würden. Beispielhaft wurde eine schnellere und bessere Bewältigung von Aufgaben angegeben. Durchschnittlich gaben die Experten an, dass sie es für eher wahrscheinlich (4) halten. Die Häufigkeitstabelle bestätigt dies, indem vier Personen es für eher und drei Experten für sehr wahrscheinlich hielten.
Abschließend sollten die Experten auswählen, ob sie mit einer KI eine Symbiose eingehen würden. Der Designer würde laut Fragestellung Vorgaben an die KI übergeben, während sie Optionen ausarbeitet. Ein Zusammenschluss des Designers mit der KI empfanden die Experten mit einem Modalwert von 2,0 als eher unwahrscheinlich. Diese Antwortoption wurde von 55,6 % bzw. fünf Experten gewählt. Drei Personen empfanden es als eher wahrscheinlich, eine Symbiose mit einer KI einzugehen (siehe Tabelle 7).Tabelle 7: [B1] Interaktion zwischen Designer und KIAttribut Übertragen Überwachen Koexistenz Unterstützen Symbiose N 9 9 9 9 9 Mittelwert 3,78 3,33 3,00 4,00 3,00 Modus 4 3* 2* 4 2 Häufigkeiten** 1 - - - - - 2 1 (11,1 %) 2 (22,2 %) 3 (33,3 %) 1 (11,1 %) 5 (55,6 %) 3 1 (11,1 %) 3 (33,3 %) 3 (33,3 %) 1 (11,1 %) - 4 6 (66,7 %) 3 (33,3 %) 3 (33,3 %) 4 (44,4 %) 3 (33,3 %) 5 1 (11,1 %) 1 (11,1 %) - 3 (33,3 %) 1 (11,1 %) Quelle: Eigene Darstellung
Anmerkungen. *Mehrere Modi vorhanden. Der kleinste Wert wird angezeigt.
**Die Häufigkeiten gliedern sich in: 1 = sehr unwahrscheinlich; 2 = eher unwahrscheinlich; 3 = unwahr-scheinlich/wahrscheinlich; 4 = eher wahrscheinlich; 5 = sehr wahrscheinlich.5.1.2 Ergebnisse des Tätigkeitsbereichs
Im Tätigkeitsbereich des Fragebogens [C1] wurden die Experten nach ihrer Erfahrung mit der KI gefragt (siehe Abbildung 8 und Tabelle 8).
Im ersten Schritt wurden die Experten gefragt, ob sie schon einmal mit einer KI gearbeitet haben. Vier Experten haben Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der KI. Die Mehrheit der befragten Experten gab an, noch nicht mit einer KI gearbeitet zu haben.
Abbildung 8: [C1] Auswirkung auf den TätigkeitsbereichDie zweite Frage in diesem Bereich zielte auf die Auswirkungen der KI auf den Tätigkeitsbereich des UI-Designers ab. Vier Experten, die mit einer KI zusammengearbeitet haben, gaben an, dass sich die KI auf den Tätigkeitsbereich des UI-Designers ausgewirkt hat. Fünf Experten, die nicht mit einer KI gearbeitet haben, gaben an, keinen Effekt wahrgenommen zu haben.
Quelle: Eigene DarstellungTabelle 8: [C1] Auswirkung auf den UI-DesignerAttribut Zusammenarbeit Auswirkung N 9 9 Modus 2 2 Häufigkeiten 1 (Ja) 4 (44,4 %) 4 (44,4 %) 2 (Nein) 5 (55,6 %) 5 (55,6 %) Quelle: Eigene Darstellung5.1.3 Ergebnisse des Bereichs der Prognose
Im Abschnitt der Prognose [D1] sollten die Experten zu zwei Fragen ihre Expertise mitteilen. Im Zentrum der ersten Frage standen dabei die in Kapitel 3.2 erstellten Szenarien, die zuvor in Thesen umformuliert wurden. Abgefragt wurde das Zeitintervall, in dem die Szenarien eintreten könnten (siehe Tabelle 9). Die Zeiträume wurden in Fünf-Jahres-Abständen vom Jahr 2030 (1) bis ins Jahr 2050 (5) angegeben. In der zweiten Fragestellung [D2] wurde die Abschätzung des Tätigkeitsverlusts mit Wahrscheinlichkeiten in fünf Schritten in den Mittelpunkt gestellt. Bei beiden Fragen dient der Modalwert dazu, absolute Mehrheiten in den Antwortoptionen kenntlich zu machen.
Tabelle 9: [D1] Die Zeitintervalle der SzenariosAttribut Trägheits-S. Automations-S. Ambivalenz-S. Transfor-mations-S. N 9 9 9 9 Modus 1 2 1 5 Häufigkeiten 1 (Bis 2030) 7 (77,8 %) 2 (22,2 %) 4 (44,4 %) 1 (11,1 %) 2 (Bis 2035) 1 (11,1 %) 4 (44,4 %) 2 (22,2 %) - 3 (Bis 2040) - 2 (22,2 %) 2 (22,2 %) 2 (22,2 %) 4 (Bis 2045) 1 (11,1 %) 1 (11,1 %) 1 (11,1 %) 1 (11,1 %) 5 (Bis 2050) - - - 5 (55,6 %) Quelle: Eigene Darstellung
Bei der zweiten These, die das Automations-Szenario beschreibt, konnte keine absolute Mehrheit bei den Befragten festgestellt werden. Tendenziell entscheiden sich vier Experten für ein Zeitintervall bis 2035. Zwei Experten wählten das Zeitintervall bis 2030 und zwei entschieden sich für die Option bis 2040. Ein Befragter stimmte für den Zeitraum bis 2045.
In der dritten These, die mit dem Ambivalenz-Szenario gleichgesetzt wird, konnte auch keine absolute Mehrheit durch die Experten gebildet werden. Sie neigten mit vier Stimmen zum Zeitraum bis 2030. Zwei Befragte sahen sich von der KI bis ins Jahr 2035 unterstützt. Zwei Experten erwarteten die Unterstützung bis 2040 und eine Person bis ins Jahr 2045.
Das Transformations-Szenario war die vierte These zu dieser Frage. Mit einem Modalwert von 5 wurde das Zeitintervall bis 2050 als mögliches Eintrittsdatum von den Experten gewählt. Mit einer absoluten Mehrheit von fünf Expertenstimmen wurde das Ergebnis gestützt.
In der letzten Frage im Bereich der Prognose [D2] wurden die Experten gebeten, die Wahrscheinlichkeit des eventuellen Tätigkeitsverlusts durch die KI anzugeben (siehe Tabelle 10). Die Experten stimmten mit einem Modalwert von 1 für ein sehr unwahrscheinliches Eintreten der Situation bis 2030. Fünf der befragten Experten bildeten eine absolute Mehrheit für die erste Antwortmöglichkeit. Vier Personen stimmten für ein eher unwahrscheinliches Eintreten.Tabelle 10: [D2] Wird der UI-Designer bis 2030 von der KI ersetzt?Attribut Kenntnisse N 9 Modus 1 Häufigkeiten 1 (Sehr unwahrscheinlich) 5 (55,6 %) 2 (Eher unwahrscheinlich) 4 (44,4 %) 3 (Unwahrscheinlich/wahrscheinlich) - 4 (Eher Wahrscheinlich) - 5 (Sehr wahrscheinlich) - Quelle: Eigene Darstellung5.2 Ergebnisse der inhaltsanalytischen Auswertung
In diesem Abschnitt werden die Kommentare der Experten aus den offenen Fragen ausgewertet. Die Experten konnten in vier verschiedenen Feldern mit offenem Antwortformat ihre Expertise einfließen lassen. Im ersten Feld zur Auswirkung auf den Tätigkeitsbereich wurden drei Eintragungen der neun Experten getätigt. In der anschließenden Erhebung zu Vor- und Nachteilen für den Einsatz von KI im UI-Design antworteten in zwei Feldern jeweils alle Experten. In der letzten offenen Frage zur Wahrscheinlichkeit der vollständigen Übernahme des Berufsfelds UI-Design durch die KI antworteten wiederum alle Experten. Insgesamt wurde von den Experten dreißigmal in drei unterschiedlichen offenen Fragen geantwortet. In der inhaltlich strukturierten qualitativen Inhaltsanalyse konnten 44 direkte und indirekte Aussagen aus allen Antworten extrahiert werden. Unter Zuhilfenahme des Ablaufmodells von Kuckartz wurden drei Hauptkategorien (HK) aus der Forschungsfrage entnommen. Sie lauten:
- HK 1:Faktoren bei der Benutzung von KI (Abschnitt 5.2.1);
- HK 2:Veränderung des Tätigkeitsbereichs (Abschnitt 5.2.2);
- HK 3:Zukunft des UI-Designers (Abschnitt 5.2.3).
5.2.1 Faktoren bei der Benutzung von KI
Der ersten Hauptkategorie (HK 1) wurden 22 Aussagen der Experten zugeordnet. Die meisten Angaben aus den offenen Fragen konnten in vier verschiedene Unterkategorien (UK) aus den Textabschnitten eingeordnet werden (siehe Tabelle 11). Die Unterkategorien wurden in Abhängigkeit davon gebildet, wie häufig ein spezifischer Punkt von den Experten angesprochen wurde. Anschließend wurden die Unterkategorien zusammengefasst. Als Unterkategorien konnten schnelleres Arbeiten (UK 1), besseres Arbeiten (UK 2), Verlust der Individualität des Designs (UK 3) und Stress bei der Gestaltung (UK 4) identifiziert werden.
Zwölf Angaben der Experten konnten der ersten Unterkategorie bezüglich des schnelleren Arbeitens zugeordnet werden. Als häufigsten Grund gaben drei Experten als Vorteil für den Einsatz von KI im UI-Design an, dass es zu einer Effizienzsteigerung kommt. Die Steigerung der Effizienz wurde nicht genauer von den Experten beschrieben.Tabelle 11: [HK 1] Faktoren bei der Benutzung von KI – Befragungswelle 1HK 1: Faktoren bei der Benutzung von KI Personen/Fragen UK 1: Schnelleres Arbeiten Bildbearbeitung 2C1 Automatisierung von Arbeitsabläufen 2C1 KI in Designerprogrammen 7C1, 7C2_2 Lösung von Problemen 8C1 Automatische Überprüfung von Fehlerquellen 1C2_1 Effizienzsteigerung 2C2_1, 3C2_1, 9C2_1 Routinearbeiten, Stapelverarbeitungen 4C2_1 Beschleunigung der Rechercheprozesse 5C2_1 Koexistenz 8D2 UK 2: Besseres Arbeiten 2C2_1 AI-generierte Heatmaps 2C1 Präziser 7C1, 9C2_1 Feedback in Echtzeit 8C2_1 Koexistenz 8D2 Automatische Überprüfung von Fehlerquellen 1C2_1 UK 3: Verlust der Individualität der Designs 7C2_1, 3C2_2, 5C2_2, 8C2_2, 9C2_2, 1D3, 5D2 UK 4: Stress bei der Gestaltung 7C2_1 Quelle: Eigene Darstellung
Anmerkungen. Die Zahlen in der Spalte der Hauptkategorie bezeichnen jeweils eine Person, die mit dem jeweiligen Fragebogen übereinstimmt. Die hochgestellten Buchstaben stellen die spezifische Frage im Fragebogen dar. Bei offenen Fragen mit mehreren Texteingabemöglichkeiten wurden diese durch einen Unterstrich getrennt. -
Als zweithäufigsten Grund gaben die Experten mit zwei Angaben in unterschiedlichen offenen Fragen an, dass KI bereits in Designerprogrammen enthalten ist. Eine Antwort eines Experten verdeutlicht dies durch eine indirekte Aussage und fügt der Antwort eine weitere interessante Dimension hinzu: „Ohne effektives Recherchieren in diese Richtung werden die meisten Designer keine Ahnung haben, dass sie eigentlich schon seit einiger Zeit KI verwenden (Photoshop).“111 Dieser Kommentar kann auch in der Antwort des Experten 2 auf die Frage nach den Auswirkungen auf den Tätigkeitsbereich beobachtet werden. Er gab an, dass schnelleres Arbeiten vor allem in der Bildbearbeitung und in der Automatisierung von Arbeitsabläufen zu beobachten ist. Experte 4 gab als Vorteil für den Einsatz der KI ein schnelleres Ausführen von Routinearbeiten in der Stapelverarbeitung an. Die Experten 1 und 5 stimmten mit ihren Kommentaren insofern überein, als sie schnelleres Arbeiten durch eine Automatisierung von Arbeitsabläufen und eine Beschleunigung der Rechercheprozesse beschreiben. Eine wichtige Aussage verfasste Experte 8, der die Erleichterung von Arbeitsprozessen als Koexistenz beschreibt: „Die Vision hat der Mensch, bei der Umsetzung/Realisation hilft die KI. Es geht um Koexistenz, um Erleichterung von Arbeitsprozessen, nicht um Ersatz.“112 Dieser Kommentar des Experten 8 kann auch in andere Hauptkategorien eingeordnet werden. Die Koexistenz betrifft ebenso die Veränderung des Tätigkeitsbereichs [HK 2] und die Zukunft des UI-Designers [HK 3].
In der Unterkategorie zum besseren Arbeiten konnten sieben Angaben der Experten verzeichnet werden. Die Experten 7 und 9 gaben als häufigsten Grund in zwei unterschiedlichen offenen Fragen an, dass sie mithilfe der KI präziser arbeiten könnten. Experte 8 gab zu den Auswirkungen auf den Tätigkeitsbereich AI-generierte Heatmaps an. Die Experten 8 und 1 gaben als Vorteile an, Feedback in Echtzeit von der KI zu erhalten und dass ein automatisches Überprüfen von Fehlerquellen vorteilhaft sei. -
111Experte 7: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.7.1: Befragungswelle 1, S. 52
112Experte 8: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.8: Experte acht, S. 62
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Als dritte Unterkategorie konnte der Verlust der Individualität des Designs festgestellt werden. Diese Kategorie ist mit sieben Nennungen in unterschiedlichen offenen Fragestellungen die am meisten genannte Kategorie der drei Hauptkategorien. Experte 5 antwortete auf die Frage zur Wahrscheinlichkeit der Übernahme des Tätigkeitsbereichs des UI-Designers durch die KI: „Es gibt Kunden, die wollen nicht einmal eine Vorlage verwenden, sie wollen, dass ihre Designs einzigartig und völlig individuell sind.“113 Andere Experten bezeichneten das Design der KI als generisch114, weniger individuell115, monotones Design116 und alles sieht gleich aus117.
Als letzte Unterkategorie kann die Antwort des Experten 7 genannt werden, der eine negative Folge bei dem Einsatz von KI im UI Design sieht. Er benennt eine Überforderung durch Stress bei der Gestaltung. -
113Experte 5: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.5.1: Befragungswelle 1, S. 38
114Vgl. Experte 5: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.5.1: Befragungswelle 1, S. 37
115Vgl. Experte 8: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.8: Experte acht, S. 61
116Vgl. Experte 3: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.3.1: Befragungswelle 1, S. 19
117Vgl. Experte 1: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.1: Experte eins, S. 5
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5.2.2 Veränderung des Tätigkeitsbereichs
Der zweiten Hauptkategorie (HK 2) konnten acht Angaben der befragten Experten bezüglich der Veränderung des Tätigkeitsbereichs des UI-Designers zugeordnet werden (siehe Tabelle 12). Es wurden fünf Unterkategorien herausgebildet. Als Unterkategorien konnten Nichtdesigner werden zu Designern (UK 1), Generatives Design (UK 2), der Designer hat mehr Zeit für den kreativen Teil der Arbeit (UK 3), er muss sich durch KI mehr Fähig- als Fertigkeiten aneignen (UK 4) und Schwierigkeiten in der Umstellung vorhandener Prozesse (UK 5) ermittelt werden.Tabelle 12: [HK 2] Veränderung des Tätigkeitsbereichs – Befragungswelle 1HK 2: Veränderung des Tätigkeitsbereichs Personen/Fragen UK 1: Nichtdesigner werden zu Designern 2C1, 2C2_2, 2D2 UK 2: Generatives Design (mehr Auswahlmöglichkeiten an Designentwürfen) 3C2_1 UK 3: Der Designer hat mehr Zeit für den kreativen Anteil der Arbeit 4C2_1 UK 4: Der Designer muss sich durch KI mehr Fähig- als Fertigkeiten aneignen (UX, Coding etc…) 3C2_2, 1D2 UK 5: Schwierigkeit in der Umstellung vorhandener Prozesseaneignen (UX, Coding etc…) 4C2_2 Quelle: Eigene Darstellung - Als häufigste Nennung konnte die erste Unterkategorie identifiziert werden. Von drei Experten in drei unterschiedlichen offenen Fragestellungen wurde die Veränderung von Nichtdesignern zu Designern dokumentiert. Die Meinung des Experten 2 verdeutlicht dies in der Frage nach Auswirkungen der KI auf den Tätigkeitsbereich des UI-Designers: „Der Designer wird weniger benötigt, da Nichtdesigner selbst die Möglichkeit haben, Designs zu erstellen.“118 Diese Unterkategorie kann auch unter der dritten Hauptkategorie, der Zukunft des UI-Designers, aufgeführt werden.
- 118Experte 2: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.2.1: Befragungswelle 1, S. 10
- Als zweithäufigste erwähnte Unterkategorie gaben zwei der befragten Experten in unterschiedlichen offenen Fragestellungen an, dass sich der UI-Designer durch KI mehr Fähig- als Fertigkeiten aneignen muss. Beispielhaft gaben die Experten 1119 und 3120 an, dass sich der UI-Designer Qualifikationen im Bereich des UX aneignen muss. Weiterhin argumentierte Experte 3 im gleichen Kommentar, dass Programmierkenntnisse erforderlich seien.
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119Vgl. Experte 1: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.1: Experte eins, S. 5
120Vgl. Experte 3: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.3.1: Befragungswelle 1, S. 19
- Experte 3 erwähnte als Unterkategorie 2, dass durch generatives Design mehr Auswahlmöglichkeiten an Designentwürfen bestünden. In der Frage nach Vorteilen des Einsatzes von KI im UI-Design gab Experte 4 an, dass mehr Zeit für den kreativen Anteil der Arbeit übrig ist. Als letzte Unterkategorie wurde mit einer Aussage des Experten 4 die Schwierigkeit in der Umstellung vorhandener Prozesse genannt. Genauer erwähnte er die Einarbeitungszeit und die Umgewöhnung des Designers und des Teams. Er fügte seiner Aussage einen emotionalen Aspekt hinzu, indem er das eventuelle Umstellen des Teams auf den KI-Prozess als frustrierend bezeichnete. „Hoher Arbeitsaufwand am Anfang für die Einrichtung und Tests, Einarbeitungszeit bzw. Umgewöhnung des Designers, Mitnahme des Teams in den KI-Prozess könnte sich schwierig gestalten, Arbeitsweise muss umgestellt werden, evtl. Frust, wenn es nicht klappt.“ 121
- 121Experte 4: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.4.1: Befragungswelle 1, S. 28
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5.2.3 Zukunft des UI-Designers
Der dritten Hauptkategorie wurden alle Kommentare der Experten zugeordnet, die die Zukunft des UI-Designs betreffen. Es konnten vier Angaben der Experten in diese Kategorie eingeordnet werden. Alle Expertenkommentare stammten aus der letzten offenen Fragestellung. Die Experten sollten eine Wahrscheinlichkeit angeben, bis ins Jahr 2030 von einer KI ersetzt zu werden. Im Anschluss hatten die Experten die Möglichkeit, ihre Antwort zu begründen. Es konnten zwei Unterkategorien identifiziert werden (siehe Tabelle 13): Designer verfügen über Fachwissen, das nicht ersetzt werden kann (UK 1), sowie die Unterstützung der KI als ersten Schritt in den Tätigkeitsverlust (UK 2).Tabelle 13: [HK 3] Zukunft des UI-Designers – Befragungswelle 1HK 3: Zukunft des UI-Designers Personen/Fragen UK 1: Designer verfügt über Fachwissen und Inter-aktionsprozesse, die nicht ersetzt werden können 2D2, 4D2, 6D2 UK 2: Die Unterstützung der KI als erster Schritt zum Tätigkeitsverlust 3D2 Quelle: Eigene Darstellung - Drei Experten konnten der ersten Unterkategorie zugeordnet werden. Sie waren der Meinung, dass UI-Designer Fachwissen und Erkenntnisse über Interaktionsprozesse haben, die nicht von einer KI ersetzt werden können. Experte 4 verdeutlicht dies, indem er aufzeigt, dass er viele komplexe Aufgaben mit schnell ändernden Anforderungen hat. „Ich habe viele Aufgaben, bei denen sich die Anforderungen sehr schnell ändern, sie sind nicht sehr repetitiv, aber komplex.“122 Experte 6 teilt diese Meinung, indem er die Arbeit des UI-Designers anhand von komplexen Problemlösungen und kreativen Aufgabenstellungen beschreibt: „UI-Design ist ein sehr weites Feld. Komplexe Problemlösung und kreative Aufgabenstellungen sind schwer von einer KI zu bewerkstelligen.“123
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122Experte 4: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.4.1: Befragungswelle 1, S. 29
123Experte 6: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.6: Experte sechs, S. 47
- In die zweite Unterkategorie konnte ein Kommentar eingeordnet werden. Experte 3 beschreibt die Unterstützung durch die KI als ersten Schritt zum Tätigkeitsverlust des UI-Designers. „Der Fortschritt und die Innovation haben erst begonnen. Es wird noch etwas länger dauern, bis eine KI den Designer ersetzt, wohl aber schon tatkräftig unterstützt.“124
- 124Experte 3: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.3.1: Befragungswelle 1, S. 20
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5.2.4 Alternative Perspektiven
In die Kategorie der alternativen Perspektiven wurden acht der ursprünglichen 44 Kommentare der befragten Experten eingeordnet (siehe Tabelle 14). Im Fokus lagen Angaben, die keiner Hauptkategorie zugeordnet werden konnten, aber einen Mehrwert darstellten. Es wurden fünf Unterkategorien erfasst: Reproduktion von sexistischen Werten (UK 1), KI als Reproduktion von gängiger Praxis (UK 2), Zentrierung auf marktbeherrschende Monopole (UK 3), KI steht noch am Anfang (UK 4) sowie KI als Werkzeug zur Optimierung von Prozessen.Tabelle 14: Alternative Perspektiven – Befragungswelle 1Alternative Perspektiven Personen/Fragen UK 1: Reproduktion von sexistischen, rassistischen oder stereotypischen Werten 1C2_2 UK 2: KI als Reproduktion von gängiger Praxis 1C2_2 UK 3: Zentrierung auf marktbeherrschende Mono-pole durch die Verwendung von KI 5C2_2 UK 4: KI steht noch am Anfang 3D2, 7D2, 8D2, 9D2 UK 5: KI als Werkzeug zur Optimierung von Prozessen 5D2 Quelle: Eigene Darstellung - Auf die Frage nach der Wahrscheinlichkeit, bis 2030 von einer KI ersetzt zu werden, konnten vier Angaben der Experten in die Unterkategorie 4 eingeordnet werden. Ver-deutlicht werden kann die langsame Entwicklung der KI durch den Kommentar des Ex-perten 8, der den Tätigkeitsbereich des UI-Designers wie folgt beschreibt: „Bis 2030 wird KI noch nicht so stark sein, um den tatsächlich innovativ-kreativen Prozess zu überneh-men.“125
- 125Experte 8: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.8: Experte acht, S. 62
- Experte 1 schrieb auf die Frage nach Nachteilen beim Einsatz von KI im UI-Design, dass er die KI als eine Reproduktion von gängiger Praxis betrachtet. In dieser zweiten Unterkategorie spricht er der KI die Intelligenz ab: „KI ist vielfach keine Intelligenz, sondern eine Reproduktion von gängiger Praxis.“126 Eine andere Sichtweise kann im gleichen Kommentar des Experten 1 beobachtet werden. Er stellt die zur Verfügung gestellten Daten von männlichen Designern als eine Reproduktion stereotypischer Werte dar. „Als schwierigsten Punkt in der KI sehe ich die Reproduktion von sexistischen, rassistischen oder stereotypischen Werten durch die Fütterung durch Daten von den überwiegend männlichen Designern.“127 Bei der offenen Frage zu den Vor- und Nachteilen für den Einsatz im UI-Design führte Experte 5 an, dass die Verwendung von KI in eine zentralisierte Monopolstellung ausarten könnte: „Die Schaffung von marktbeherrschenden Monopolen, die eine Pluralität von Visionen nicht zulassen.“128 Experte 5 beschrieb in der letzten offenen Frage, dass KI eher als Werkzeug zur Optimierung von Prozessen benutzt wird, und beschließt die Kategorie der alternativen Perspektiven.
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126Experte 1: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.1: Experte eins, S. 4
127Experte 1: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.1: Experte eins, S. 4
128Experte 5: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.5.1: Befragungswelle 1, S. 37
- 111Experte 7: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.7.1: Befragungswelle 1, S. 52
- 112Experte 8: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.8: Experte acht, S. 62
- 113Experte 5: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.5.1: Befragungswelle 1, S. 38
- 114Vgl. Experte 5: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.5.1: Befragungswelle 1, S. 37
- 115Vgl. Experte 8: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.8: Experte acht, S. 61
- 116Vgl. Experte 3: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.3.1: Befragungswelle 1, S. 19
- 117Vgl. Experte 1: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.1: Experte eins, S. 5
- 118Experte 2: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.2.1: Befragungswelle 1, S. 10
- 119Vgl. Experte 1: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.1: Experte eins, S. 5
- 120Vgl. Experte 3: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.3.1: Befragungswelle 1, S. 19
- 121Experte 4: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.4.1: Befragungswelle 1, S. 28
- 122Experte 4: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.4.1: Befragungswelle 1, S. 29
- 123Experte 6: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.6: Experte sechs, S. 47
- 124Experte 3: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.3.1: Befragungswelle 1, S. 20
- 125Experte 8: Fragebogen Welle 1, Frage D2, siehe Anhang 1.8: Experte acht, S. 62
- 126Experte 1: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.1: Experte eins, S. 4
- 127Experte 1: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.1: Experte eins, S. 4
- 128Experte 5: Fragebogen Welle 1, Frage C2_2, siehe Anhang 1.5.1: Befragungswelle 1, S. 37