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6 Forschungsergebnisse der zweiten Fragerunde

  • In diesem Kapitel steht die Auswertung der offenen und geschlossenen Fragestellungen der zweiten Befragungsrunde im Mittelpunkt. Der Fokus bei der zweiten Befragungsrunde der Experten lag auf Fragestellungen, bei denen kein eindeutiges Ergebnis erzielt werden konnte. Anschließend wurden die Fragen mithilfe der errechneten Perzentile (25, 50 und 75) für die Experten gekennzeichnet. Zusätzlich wurde die erste Seite des Fragebogens leicht abgeändert, um einen besseren Einstieg der Experten gewährleisten zu können. Fragen, die dazu dienten, einen Überblick über die Zusammenarbeit zwischen KI und UI-Designer zu erlangen, wurden nicht erneut in den Fragebogen aufgenommen. Zwei Fragen wurden den Experten erneut vorgelegt: „[A2] Wie wichtig sehen Sie den Einsatz von KI im zukünftigen Bereich des UI-Designs?“ und „[D1] In welchem Zeitintervall werden die Thesen eintreten?“.
    In Abschnitt 6.1 werden die quantitativen Ergebnisse genauer beschrieben. Anschließend sollen in Abschnitt 6.2 die offenen Fragen mithilfe einer inhaltlich strukturierten qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet und präsentiert werden. Parallel soll bei den betroffenen Fragestellungen ein Vergleich zur ersten Befragungsrunde gezogen werden. Abschließend werden die Ergebnisse den einzelnen Hypothesen zugeordnet.

    6.1 Ergebnisse der quantitativen Daten

    In diesem Abschnitt wird gemäß der Reihenfolge im Fragebogen zuerst eine Einstiegsfrage [A2] besprochen. Anschließend soll in Abschnitt 6.1.1 eine Fragestellung im Bereich der Prognose [D1] näher erläutert werden.
    Für die zweite Befragungsrunde konnten fünf Teilnehmer aus der ersten Runde rekrutiert werden, die den Fragebogen ausgefüllt zurückgeschickt haben. Im Vergleich zur ersten Welle mit neun Teilnehmern ergibt sich daraus ein Ausfall von 55,56 % der Experten.

    Als Erstes wurden die Experten gebeten, die Fragestellung A2, „Wie wichtig sehen Sie den Einsatz von KI im Bereich des UI-Designs“, erneut zu beantworten. In der ersten Befragungsrunde konnte auf die Unterfrage nach der aktuellen Relevanz eine absolute Mehrheit erzielt werden, deshalb wurde die Frage nicht erneut gestellt.
    Im Vergleich zur ersten Befragungswelle konnte durch das erneute Befragen der Experten ein noch eindeutigeres Ergebnis in der zweiten Unterfrage erzielt werden. In der ersten Runde stimmten nur fünf von neun Experten für eine eher hohe Relevanz (4) ab und drei Angaben konnten bei einer hohen Relevanz (5) verzeichnet werden (siehe Abbildung 9). Abbildung 9
    Abbildung 9: [A2_2] Zukünftige Relevanz für den UI-Designer – Befragungswelle 1 & 2
    Quelle: Eigene Darstellung
    Hinsichtlich der zukünftigen Relevanz für den UI-Designer bis 2030 konnte in der zweiten Befragungsrunde ein eindeutiges Ergebnis festgestellt werden. Mit einer absoluten Mehrheit von fünf Expertenangaben und einem Modalwert von 4 stimmten alle Experten für eine eher hohe Relevanz der KI im zukünftigen Alltag bis 2030.

    Im Bereich der Prognose wurden die Experten erneut gebeten, ein Zeitintervall für die angegebenen Thesen auszuwählen. Da in der ersten Welle bereits eine absolute Mehrheit in der ersten These bezüglich des Trägheits-Szenarios verzeichnet wurde, konnte auf die zweite Befragung verzichtet werden.
    Die zweite These repräsentierte das Automations-Szenario, in der Designagenturen und Firmen ihr Personalmanagement von einer KI steuern lassen. Mit einem Modalwert von 2 stimmten alle fünf Experten für ein Zeitintervall bis 2035. Im Vergleich zur ersten Befragungswelle stimmten 55,6 % mehr Experten für das im Fragebogen verzeichnete mittlere Perzentil ab.
    Weiterhin konnten die befragten Experten über die dritte These abstimmen. Im Ambivalenz-Szenario unterstützt die KI den UI-Designer beim Präsentieren oder Skizzieren. Alle fünf Experten gaben mit einer absoluten Mehrheit und einem Modalwert von 2 ein Zeitintervall bis 2035 an. In der zweiten Befragungswelle, in der keine Mehrheit verzeichnet werden konnte, stimmten lediglich vier der neun Experten für die zweite Option. Die Addition aller Stimmen der Experten aus beiden Fragerunden ergibt, dass die neun Experten mit einem Mittelwert von 2 für das Zeitintervall bis 2035 stimmten.
    Bei der vierten These, die das Transformations-Szenario beschreibt, konnten sich die befragten Experten auf eine Antwortoption einigen. Mit einem Modalwert von 5 stimmten alle fünf Personen (100 %) für ein Zeitintervall bis 2050. Damit verstärkt sich die in der ersten Runde aufgezeigte Meinung der Experten. In der ersten Befragungswelle gaben 55,6 % das gleiche Zeitintervall an (siehe Tabelle 15).
    Tabelle 15: [D1] Die Zeitintervalle der Szenarien – Befragungswelle 1 & 2
    Attribut Trägheits-S. Automations-S. Ambivalenz-S. Transfor-mations-S.
    9 9 9 9
    1 2 1 5
    7 (77,8 %) 2 (22,2 %) 4 (44,4 %) 1 (11,1 %)
    1 (11,1 %) 4 (44,4 %) 2 (22,2 %) -
    - 2 (22,2 %) 2 (22,2 %) 2 (22,2 %)
    1 (11,1 %) 1 (11,1 %) 1 (11,1 %) 1 (11,1 %)
    - - - 5 (55,6 %)
    - 5 5 5
    - 2 2 5
    - - - -
    - 5 (100 %) 5 (100 %) -
    - - - -
    - - - -
    - - - 5 (100 %)
    14 14 14 14
    1,44 2,14 2,00 4,36
    Quelle: Eigene Darstellung

    6.2 Ergebnisse der inhaltsanalytischen Auswertung

    In diesem Abschnitt werden die Expertenkommentare aus der zweiten Befragungswelle mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz analysiert. Die Experten wurden im zweiten Fragebogen gebeten, ihre Bewertung zu kommentieren. Aus den zehn Kommentaren der fünf Experten konnten 19 direkte und indirekte Aussagen extrahiert werden. Die Hauptkategorien wurden aus der ersten Befragungsrunde übernommen. Die anderen Phasen des Ablaufmodells wurden auf die neuen Kommentare mithilfe der in Kapitel 4.4 beschriebenen Reihenfolge angewandt.

    6.2.1 Faktoren bei der Benutzung von KI

    In der ersten Hauptkategorie konnte keine Anhäufung von Expertenkommentaren innerhalb einer Unterkategorie festgestellt werden. Vier Angaben der Experten wurden in vier Unterkategorien eingeordnet (siehe Tabelle 16): KI ist bereits in Designerprogrammen (UK 1), KI und die menschliche Ethik (UK 2), KI soll einfach zu bedienen sein (UK 3) sowie die Koexistenz (UK 4).
  • Tabelle 16: [HK 1] Faktoren bei der Benutzung von KI – Befragungswelle 2
    HK 1: Faktoren bei der Benutzung von KI Personen/Fragen
    7A2_K
    5A2_K
    4A2_K
    5D1_K
    Quelle: Eigene Darstellung
    Ein Experte wiederholte die Meinung aus der ersten Befragungsrunde. Experte 7 ist der Meinung, dass KI bereits in Designerprogrammen vorhanden ist und die Arbeit dadurch einfacher und präziser geworden ist.
  • Einen wichtigen Hinweis gibt Experte 5 in der Antwort auf die Frage nach der zukünftigen Relevanz der KI für den UI-Designer. Er verweist auf die menschliche Ethik, um eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Menschen und KI herzustellen. „Das Wichtigste ist, dass die KI nach den Regeln der menschlichen Ethik eingesetzt wird, damit sie sich nicht zum Nachteil der Nutzer auswirkt.“129
  • 129Experte 5: Fragebogen Welle 2, Frage A2_K, siehe Anhang 1.5.2: Befragungswelle 2, S. 41
  • Experte 4 vertritt in der gleichen Frage die Meinung, dass KI einfach zu bedienen sein muss, um Arbeiten innerhalb einer Aufgabe bewältigen zu können.
    In die vierte Unterkategorie konnte die Meinung des Experten 5 eingeordnet werden:
  • In den kommenden Jahren wird sich diese Verbindung noch verstärken, und ich denke, es ist wichtig, die Disziplinen nicht gegeneinander auszuspielen, sondern sie miteinander zu verbinden, damit sie sich gegenseitig weiterentwickeln können und wir gemeinsam versuchen können, sie zu optimieren.130
  • 130Experte 5: Fragebogen Welle 2, Frage D1_K, siehe Anhang 1.5.2: Befragungswelle 2, S. 42
  • Er sieht in seinem Kommentar eine Verbindung oder Koexistenz zwischen der KI und dem UI-Designer, in der beide voneinander profitieren können.

    6.2.2 Veränderung des Tätigkeitsbereichs

    In die zweite Hauptkategorie wurden vier Expertenkommentare eingeordnet (siehe Tabelle 17). Die Angaben der Experten bildeten dabei vier verschiedene Unterkategorien: Innovative Alternativen können nicht immer diskutiert und umgesetzt werden (UK 1), der Designer muss sich durch KI mehr Fähig- als Fertigkeiten aneignen (UK 2), mehr KI im Bereich der Präsentation und Kundenberatung (UK3) sowie aktuelle KI kann die Reaktionsfähigkeit berechnen und dient dem schnelleren Zeichnen (UK 4).
    Tabelle 17: [HK 2] Veränderung des Tätigkeitsbereichs – Befragungswelle 2
    HK 2: Veränderung des Tätigkeitsbereichs Personen/Fragen
    5A2_K
    3D1_K
    3D1_K
    5D1_K
    Quelle: Eigene Darstellung
  • In die erste Unterkategorie wurde eine Angabe des Experten 5 eingeordnet, der den Einsatz sowie die Umsetzung der KI in manchen Projekten darstellt: „Außerdem gibt es bei einigen Projekten keine direkte Verbindung zwischen Designern, Entwicklern und Projektmanagern, um innovative Alternativen eingehend zu diskutieren und umzusetzen“.131 In die zweite Unterkategorie konnte die Meinung des Experten 3 eingeteilt werden. Die zugrunde liegende Frage war, in welchem Zeitintervall die Szenario-Thesen eintreten. Experte 3 kommentierte seine Meinung, dass sich durch den Einzug von KI in die mittlere Bevölkerungsschicht UI-Designer mehr Fähig- als Fertigkeiten aneignen müssen. Der Experte beschrieb weiterhin, dass er sich bei Präsentationen und Kundenberatungen einen stärkeren Einsatz von KI in der Zukunft wünscht.132
  • 131Experte 5: Fragebogen Welle 2, Frage A2_K, siehe Anhang 1.5.2: Befragungswelle 2, S. 41

    132Vgl. Experte 3: Fragebogen Welle 2, Frage D1_K, siehe Anhang 1.3.2: Befragungswelle 2, S. 24

  • In der letzten Unterkategorie beschrieb Experte 5, dass KI bereits imstande ist, Reaktionszeiten zu messen und zum schnelleren Zeichnen benutzt zu werden: „Es gibt bereits kleine Tools zur Berechnung der Reaktionsfähigkeit und zum schnelleren Zeichnen, und ich glaube, dass all diese Optimierungen in weniger als zehn Jahren exponentiell zu dem wachsen werden, was wir heute haben.“133
  • 133Experte 5: Fragebogen Welle 2, Frage D1_K, siehe Anhang 1.5.2: Befragungswelle 2, S. 42
  • 6.2.3 Zukunft des UI-Designers

    Die dritte Hauptkategorie besteht aus sechs Unterkategorien von sieben Experten. Die aus den Expertenkommentaren herausgebildeten Kategorien sind: oberflächliches Wissen von KI im Bereich Design in den Kreativagenturen (UK 1), Instrumente, um die KI in die Praxis umzusetzen, fehlen (UK 2), KI im Bereich des Interface-Designs für mehr kreative Freiheit (UK 3), UI-Designer verfügen über Fachwissen, das nicht ersetzt werden kann (UK 4), Veränderungen bis 2030 sind unrealistisch (UK 5) sowie die Kategorisierung und Standardisierung sind eventuell von der KI im Tätigkeitsbereich des UI-Designers betroffen (UK 6).

  • Die häufigste Kategorie mit zwei Angaben des Experten 4 beinhaltet, dass der UI-Designer über Fachwissen verfügt, das nicht ersetzt werden kann. Experte 4 veranschaulicht die Unterkategorie in seinem Kommentar über das Zeitintervall der Szenario-Thesen: „Aber ersetzen wird sie den Designer nicht, denn er muss kreative Arbeiten durchführen und das individuell per Arbeitsauftrag (z. B. Brainstorming, Tätigkeitsschwerpunkte...)“.134 Wichtig zu erwähnen ist, dass er die Individualität jedes einzelnen Arbeitsauftrags von Kunden durch Brainstorming und Tätigkeitsschwerpunkte hervorhebt. Weiterhin beschreibt der Experte als Kommentar in der sechsten Unterkategorie, dass die KI in der Standardisierung im Tätigkeitsbereich des UI-Designs unterstützend zur Seite stehen könnte (siehe Tabelle 18). Experte 7 ist der Meinung, dass Veränderungen im Tätigkeitsbereich des UI-Designers bis 2030 unrealistisch sind. Weiterhin führt er einen Vergleich zu einem der führenden Länder an. Wie bereits in Kapitel 3.1.1 beschrieben, gehört China als Investor in die KI zu den wichtigen Faktoren für den zukünftigen UI-Designer:
  • 134Experte 4: Fragebogen Welle 2, Frage D1_K, siehe Anhang 1.4.2: Befragungswelle 2, S. 33
  • Dass sich bis ins Jahr 2030 etwas ändern wird, das halte ich für sehr unrealistisch. Sogar die Thesen bis 2035 halte ich schon für sehr engagiert. Wenn man sich im Vergleich China oder andere Länder anschaut, die bereits bargeldlos bezahlen, scheinen diese Ziele jedoch wieder realistisch. 135
  • 135Experte 7: Fragebogen Welle 2, Frage D1_K, siehe Anhang 1.7.2: Befragungswelle 2, S. 57
  • Tabelle 18: [HK 3] Zukunft des UI-Designers – Befragungswelle 2
    HK 3: Zukunft des UI-Designers Personen/Fragen
    5A2_K
    5A2_K
    3D1_K
    4A2_K, 4D1_K
    7D1_K
    4D1_K
    Quelle: Eigene Darstellung
  • Die restlichen drei Kategorien wurden in einem Kommentar des Experten 5 bezüglich des Einsatzes von KI im Bereich des UI-Designs beschrieben. Er ist der Meinung, dass in Kreativagenturen ein eher oberflächliches Wissen im Bereich KI anzufinden ist. Hinzu kommt, dass das Potenzial zwar weitgehend bekannt ist, aber aktuell die benötigten Werkzeuge oder Instrumente noch nicht erschaffen wurden. Die letzte Unterkategorie lässt sich mit einem Kommentar des Experten 5 beschreiben: „Es gibt viele Bereiche des Interface-Designs, in denen es sehr hilfreich wäre, technische Prozesse zu vereinfachen und Raum für kreative Experimente zu lassen, die durch die aktuelle Technologie oft eingeschränkt sind.“136 Er beschreibt, dass KI zugunsten von häufig auftretenden kreativen Experimenten eingesetzt werden könnte.
  • 136Experte 5: Fragebogen Welle 2, Frage A2_K, siehe Anhang 1.5.2: Befragungswelle 2, S. 41
  • 6.2.4 Alternative Perspektiven

    Vier Expertenmeinungen konnten in die Kategorie der alternativen Perspektiven eingeordnet werden (siehe Tabelle 19). Die Experten waren der Meinung, dass die Innovation der KI noch am Anfang steht (UK 1), KI braucht noch Unterstützung (UK2), die zukünftige Relevanz der KI ist abhängig von der Entwicklung (UK 3) sowie Datenbank- und Dateiverwaltung ist dem Fortschritt der KI im Weg (UK 4).
    Tabelle 19: Alternative Perspektiven – Befragungswelle 2
    Alternative Perspektiven Personen/Fragen
    3A2_K
    3A2_K
    7A2_K
    5A2_K
    Quelle: Eigene Darstellung
  • In der ersten Unterkategorie ist Experte 3 der Meinung, dass KI noch nicht weit genug entwickelt ist, um dem UI-Designer, beispielhaft bei der Inspirationssuche, Arbeit abnehmen zu können. Diese und eine weitere Unterkategorie beschreibt der Experte in seinem Kommentar:
  • Leider ist das Know-how einer KI noch nicht relevant bzw. ausgeklügelt genug, um mir tatsächlich ‚Arbeit‘ abnehmen zu können oder gar bei der Inspirationssuche behilflich zu sein. Es gibt gewiss einige coole KIs im WWW zu bestaunen, allerdings bedürfen auch diese noch enormer Unterstützung durch den Menschen …137
  • 137Experte 3: Fragebogen Welle 2, Frage A2_K, siehe Anhang 1.3.2: Befragungswelle 2, S. 23
  • Weiterhin beschreibt er, dass aktuelle KI, die auch im Internet zu begutachten ist, die Unterstützung des Menschen benötigt.
  • Experte 7 vertritt die Meinung, dass die zukünftige Relevanz der KI für den UI-Designer abhängig davon ist, wie sich die neue Technologie in den kommenden Jahren entwickeln wird. Manuelle Ladevorgänge, Datenbank- und Dateiverwaltungen sind Gründe, warum KI sprunghafte Fortschritte macht.138 Diese Meinung vertritt Experte 5 in der Frage nach dem Einsatz von KI im Bereich des UI-Designs.
  • 138Vgl. Experte 5: Fragebogen Welle 2, Frage A2_K, siehe Anhang 1.5.2: Befragungswelle 2, S. 41
  • 6.3 Zuordnung der Ergebnisse zu den drei Hypothesen

    Nachdem die Ergebnisse des quantitativen und inhaltsanalytischen Teils des Fragebogens dargestellt wurden, sollen die Ergebnisse den Hypothesen zugeordnet werden.

    Die erste Hypothese lautete: KI besitzt Erfolgsfaktoren, die dem Designer nützen können. Die befragten Experten beschrieben vor allem ein schnelleres und besseres Arbeiten mit der KI. Zurückzuführen ist diese Arbeitsweise auf eine Effizienz- und Präzisionssteigerung sowie bereits vorhandene KI in Designerprogrammen. Eine leichte und einfache Bedienung der KI gilt als Bedingung für ihren Einsatz. Künstliche Intelligenz, die das Nutzerverhalten in Heatmaps vorhersehen oder eine automatische Fehlerquelle überprüfen kann, ist Teil der Erfolgsfaktoren. Diese Koexistenz zwischen KI und UI-Designer sollte die Regeln der menschlichen Ethik beachten und nach dieser eingesetzt werden. Eine gegenteilige Meinung zu den Erfolgsfaktoren bei der Benutzung von KI, haben sieben der neun Experten, die die einen Verlust der Individualität des Interfacedesigns beschreiben.

    Die zweite Hypothese beschrieb eine Verlagerung des Tätigkeitsbereichs durch eine stärkere Verwendung der KI vom UI-Designer. Die Experten haben zu 55,6 % angegeben, dass sie nicht mit KI zusammengearbeitet und keine Auswirkungen auf ihren Tätigkeitsbereich festgestellt haben. Bedenken wurden von den Experten dahingehend geäußert, dass Nichtdesigner durch den Einsatz von KI bestimmte Fähigkeiten erlangen und dadurch zu Designern werden. Im nächsten Punkt waren die Experten der Meinung, dass sich der UI-Designer mehr Fähig- als Fertigkeiten durch den Gebrauch von KI aneignen muss. Als Beispiele wurden UX- und Programmierfähigkeiten beschrieben, die sich im Kommentar zum generativen Design teilweise wiederfinden lassen. Ein vermehrtes Verwenden der KI kann dazu führen, dass der UI-Designer sich mehr auf den kreativen Teil seiner Arbeit fokussieren kann. Erschwert wird eine Veränderung des Tätigkeitsbereichs durch eine begrenzte Zusammenarbeit zwischen Designern, Entwicklern und Projektmanagern. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass 66,7 % der Experten einer KI Aufgaben übertragen würden. Von einer KI unterstützt zu werden, empfanden sieben der neun Experten als eher bis sehr wahrscheinlich. Eine KI zu überwachen und mit ihr eine Symbiose zu bilden erschien fünf Experten eher unwahrscheinlich.

    Der UI-Designer wird von KI ersetzt, so lautete die dritte Hypothese. In der Fragestellung [D1] wurde laut der Experten herausgefunden, dass bis zum Jahr 2030 das Trägheits-Szenario eintreten wird. Dieses Szenario beschreibt, dass es keine weiteren Veränderungen am Tätigkeitsbereich des Designers hinsichtlich der KI geben wird. Weiterhin waren sich die Experten einig, dass die Wahrscheinlichkeit, von einer KI bis zum Jahr 2030 ersetzt zu werden, eher bis sehr unwahrscheinlich ist. Sie gaben auch an, dass durch den Einsatz von KI Nichtdesigner bestimmte Fähigkeiten eines Designers erlangen. Erst bis zum Jahr 2050 wird laut der befragten Experten das Transformations-Szenario eintreten. In ihm wird der UI-Designer von der KI in seinem Tätigkeitsbereich unterstützt und ersetzt. Eine Unterstützung der KI beschreiben die Experten als einen ersten Schritt zum Tätigkeitsverlust. Ein vollständiges Ersetzen wird laut der befragten Experten durch Fachwissen und verknüpfte Prozesse im Tätigkeitsbereich des UI-Designers erschwert.
  • 129Experte 5: Fragebogen Welle 2, Frage A2_K
  • 130Experte 5: Fragebogen Welle 2, Frage A2_K
  • 131Experte 5: Fragebogen Welle 2, Frage A2_K
  • 132Vgl. Experte 3: Fragebogen Welle 2, Frage D1_K
  • 133Experte 5: Fragebogen Welle 2, Frage D1_K
  • 134Experte 4: Fragebogen Welle 2, Frage D1_K
  • 135Experte 7: Fragebogen Welle 2, Frage D1_K
  • 136Experte 5: Fragebogen Welle 2, Frage A2_K
  • 137Experte 3: Fragebogen Welle 2, Frage A2_K
  • 138Vgl. Experte 5: Fragebogen Welle 2, Frage A2_K